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Klimaschutz und




                Wirtschaftswachstum:




                Ein Widerspruch?













            Bundeskanzlerin Merkel warnte nach dem angekündigten Ausstieg der USA aus dem Pariser Vertrag vor
            einem Ermüden im weltweiten Kampf gegen den Klimawandel: „Wir haften füreinander“, sagte sie in
            Berlin. Eine dort vorgestellte OECD-Studie bestätigt: Klimaschutz schafft Wachstum. Jetzt kommt es auf
            sinnvolle Investitionen an.



            Eine strikte Klimapolitik rentiert sich für alle. So lautet eine Erkenntnis   Pariser Abkommen: Ungeeignetes Instrument
            aus der Studie „Investieren in Klimaschutz, investieren in Wachstum”      Björn Lomborg, Leiter des dänischen Thinktanks Copenhagen
            der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung   Consensus Center, hinterfragt die Mainstream-Meinung zum Pariser
            (OECD), die im Mai veröffentlicht wurde. Strikte Klimapolitik schaffe   Klimaschutzabkommen. Gegenüber Energie Inside entlarvt er es als
            außerdem wirtschaftlichen Aufschwung, sofern Investitionen in er-  ungeeignetes Instrument: „Das Abkommen ist eine sehr teure Ablen-
            neuerbare Energien, Leitungsnetze oder emissionsarmen Verkehr ge-  kung von den Investitionen in Forschung und Entwicklung, die eigent-
            tätigt würden. Die Studie empfiehlt den G20-Staaten, die für rund 80   lich getätigt werden müssten. Die Kosten für alle Pariser Versprechen
            Prozent der weltweiten CO -Emissionen verantwortlich sind, Klimapo-  zusammen schätzen wir ab 2030 auf ein bis zwei Billionen Dollar
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            litik in ihre Wachstumsstrategie aufzunehmen. So schlägt die OECD   jährlich.“ Auch wenn alle Nationen die Vorgaben zur Kohlendioxidre-
            Steuern auf Treibhausgase vor und Investitionen in emissionsarme   duktion des Pariser Vertrags von 2016 bis 2030 einhalten, würden die
            und klimarobuste Infrastrukturprojekte. Solche Infrastruktur-Investi-  Emissionen nach Schätzungen der UNO nur um ein Hundertstel des
            tionen seien maßgeblich, um die im Pariser Abkommen vereinbarten   festgelegten Ziels von zwei Grad sinken, sagt Lomborg. Die Position der
            Ziele zu erreichen. Gleichzeitig sei mit positiven Auswirkungen auf die   Wissenschaft ist eindeutig: Der Klimawandel ist real und zum größten
            Wirtschaft zu rechnen: Weitere Klimaschutz-Maßnahmen würden das   Teil von Menschen verursacht. Doch laut Lomborg sei „das Pariser Klima-
            Bruttoinlandsprodukt der G20 bis 2021 im Schnitt zusätzlich um ein   abkommen nicht geeignet, das Problem der globalen Erwärmung zu lö-
            Prozent steigen lassen, bis 2050 sogar um 2,8 Prozent. Kalkuliere man   sen. Das gesetzte 1,5-Grad-Ziel ist mit seinen wirkungslosen Methoden
            die durch Klimaschutz vermiedenen Schäden ein, sei sogar mit einem   illusorisch“. Wenn alle Vorgaben des Pariser Abkommens eingehalten
            Plus von 4,7 Prozent zu rechnen, heißt es in der OECD-Studie. Nach   würden, auch durch die USA, ließe sich der Temperaturanstieg auch nur
            Einschätzung von OECD-Generalsekretär José Ángel Gurría werden die   um ein Prozent des angestrebten Ziels von zwei Grad verringern. Das
            nächsten zehn Jahre für das Gelingen entscheidend sein: „Es gibt keine   Pariser Abkommen sei aus diesem Grund ein „Papiertiger“: viel gefeiert
            wirtschaftlichen Gründe, den Kampf gegen den Klimawandel weiter   als scheinbare Lösung, aber dennoch unrealistisch. Zumal die Zusagen
            aufzuschieben. Sofort handeln wird sich schon in naher Zukunft aus-  der Länder rechtlich gesehen nicht eingehalten werden müssen.
            zahlen.“ Eine Verzögerung der Maßnahmen auf nach 2025 hätte für die
            G20 Wachstumseinbußen von zwei Prozent über einen Zeitraum von   Umdenken ist der Schlüssel zum Erfolg
            zehn Jahren zur Folge. Zudem würden spätere Reformen radikalere      Die aktuelle Klimapolitik ist die Fortsetzung eines verfehlten
            Veränderungen erfordern. Diese könnten unter Umständen zu einer   Ansatzes: des Kyoto-Protokolls. Seit rund zwei Jahrzehnten wird es
            Destabilisierung der Weltwirtschaft führen. Man könnte auch sagen:   von Regierungen und Non-Profit-Organisationen als Lösung für den   Fotos: istock
            Wer die Investitionen aufschiebt, schießt ein Eigentor.  Klimawandel verkauft. Dabei haben Messungen gezeigt, dass es kaum


            16   ENERGIE INSIDE DEZ/17
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