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STELLUNGNAHME E-CONTROL
ZUR GASVERSORGUNG
In der jüngsten Ausgabe von EAA-Energie Inside wurde das Thema „Trittbrettfahrer
bei der Gasversorgung“ behandelt. Einer der kritischen Punkte für die Versorgung
österreichischer Kunden, so die Argumentation, sei der Notfallplan des deutschen
Wirtschaftsministeriums, der im Krisenfall eine „Einschränkung grenzüberschreitender
Gasflüsse“ anordnen könne. Daraus abgeleitet wurde im Beitrag der letzten Ausgabe
der Schluss nahegelegt, dass Versorger, die ihr Gas in Deutschland lagern, im Notfall
ihr Gas nicht mehr ins Ausland transportieren können. Dieser Ansicht steht nunmehr Bernhard Painz,
Bernhard Painz, Leiter der Gasabteilung bei der Regulierungsbehörde E-Control, im Leiter Abteilung
Interview kritisch gegenüber: Gas, E-Control
Wie beurteilen Sie den deutschen reagiert werden könnte. Darunter sind auch wie etwa extreme Kälteperioden oder Liefer-
Notfallplan hinsichtlich der Versorgung extreme Maßnahmen, wie etwa die Ein- ausfälle ausreichend Vorkehrungen getrof-
von österreichischen Gaskunden? schränkung des Gasbezugs von Kunden. fen haben, dass die Belieferung ihrer Kunden
Vorauszuschicken ist, dass der Eintritt Allerdings ist es in Österreich wie auch in jedenfalls sichergestellt ist. Bei dieser jährli-
einer Gasversorgungskrise äußerst un- Deutschland noch nie dazu gekommen, dass chen Überprüfung durch E-Control konnte
wahrscheinlich ist, da sowohl ausreichend zu solchen Mitteln gegriffen werden musste. erfreulicherweise festgestellt werden, dass
Gasinfrastruktur vorhanden ist, um auf all- Die Festlegung von generellen Exportver- sämtliche in Österreich aktiven Versorger,
fällige Schwankungen in der Anlieferung boten in Notfallplänen für den Engpassfall von denen mittlerweile mehr als 20 zur Aus-
beziehungsweise im Verbrauch reagieren zu stünde jedenfalls im Widerspruch zu uni- wahl stehen, die bundesweit anbieten, den
können, als auch alle in Österreich aktiven onsrechtlichen Grundlagen und ist daher Versorgungsstandard erfüllen. Auch alterna-
Versorger ein ausreichendes Beschaffungs- in diesen Plänen, die von der Europäischen tive Versorger leisten somit einen Beitrag zu
portfolio haben, das die Belieferung ihrer Kommission überprüft werden, auch nicht einer sicheren Gasversorgung.
Kunden auch in Extremfällen sicherstellt. vorgesehen. Eine strukturelle Schlechter-
Selbst im Winter des Jahres 2009, als die stellung hinsichtlich der Gewährleistung Der nächste Winter steht bevor. Wie sind
Lieferungen von Erdgas nach Europa aus der Versorgungssicherheit von Versorgern, Sie mit den Speicherständen zufrieden?
Russland für zwei Wochen zur Gänze unter- die Erdgas aus Deutschland für die Endkun- Die Gaswirtschaft hat wieder hervorra-
brochen waren, ist es weder in Deutschland denversorgung importieren, ist daher nicht gend vorgesorgt und mittlerweile sind rund
noch in Österreich zu Unterbrechungen in ersichtlich. 80.000 GWh in den österreichischen Spei-
der Kundenversorgung gekommen. Die Im- chern eingelagert, dem steht ein Jahresver-
porte aus Deutschland haben auch in dieser Sie überprüfen jährlich die Gasversorger brauch in Österreich von rund 88.000 GWh
angespannten Situation sehr gut funktio- auf Einhaltung der Versorgungsstan- im Jahr 2016 gegenüber. Auch die Erdgas-
niert. Der deutsche Notfallplan sieht, wie dards. Wie ist Ihre Einschätzung der speicher in den Nachbarländern sind recht-
auch sein österreichisches Pendant, eine Marktteilnehmer? zeitig vor der Heizsaison gut befüllt worden,
Viezahl an Optionen und Maßnahmen vor, Gasversorger müssen jährlich nachwei- im europäischen Schnitt sind die Erdgasspei-
wie auf allfällige Versorgungsengpässe sen, dass sie auch für Ausnahmesituationen cher aktuell zu rund 87 Prozent gefüllt.
WIDERRUF:
Wir wurden darauf hingewiesen, dass der Artikel auf den Seiten fern dürften, woraus für österreichische Kunden dieser Anbieter
32f des Magazins EAA-Energie Inside, Ausgabe Juni 2017, dahin ein Problem resultieren könne, sowie, dass die österreichischen
Fotos: istock, Rauchenberger ein Exportverbot von Gas für Notfälle vorgesehen sei, weshalb von Mitbewerbern mitkalkulieren müssten und die genannten
Gasversorger dementsprechende Notfallbedürfnisse der Kunden
verstanden wird, dass nach der deutschen Notfallverordnung
Anbieter deshalb als Trittbrettfahrer der Versorgungssicherheit
Anbieter, die ihr Gas in Deutschland einlagern, ihr Gas nicht
anzusehen seien. Wir widerrufen diese Aussagen als unwahr.
mehr exportieren und österreichische Kunden nicht mehr belie-
ENERGIE INSIDE DEZ/17 15