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Ökostromgesetz






                                                             – wie geht es weiter?







                                     Beim Ausbau von Ökostrom in Österreich steht die Forderung im Raum,
                                     dass Fördermittel behutsam ausgegeben werden sollten. Die Weiterent-
                                     wicklung des Ökostromfördersystems soll den Ausbau von Erneuerbaren
                                     Energien in Österreich zur Erreichung der EU-Energie- und Klimaziele
                                     bis 2030 sicherstellen.



            Die erarbeiteten Entwürfe zur großen Ökostromnovelle wurden   als Präsident des Stromverbandes Oesterreichs Energie die Positi-
            zwar aufgrund der vorgezogenen Neuwahlen in die parlamenta-  on der Energiebranche gegenüber der Presse. Schließlich war das
            rische Warteschleife geschickt. Doch das Fundament der großen   Vergütungsvolumen, also die Summe der ausbezahlten staatlich ga-
            Novelle ist die langfristige integrierte Energie- und Klimastrategie   rantierten Einspeisetarife für Ökostrom inklusive des Marktwerts
            Österreichs bis 2030. Diese wiederum orientiert sich an den EU-  2016, um sechs Prozent auf mehr als eine Milliarde Euro gestiegen.
            Klimazielen und den Zielen der Pariser Klimakonferenz 2015.  Mit   Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von
            der Ratifi zierung des Pariser Klimaabkommens hat Österreich diese   3.500 kWh war die fi nanzielle Belastung durch die Ökostromförde-
            Ziele verbindlich gemacht. Mit dem neuen Ökostrommodell soll die   rung vergangenes Jahr mit 120 Euro an Kosten verbunden. Laut der
            Abhängigkeit von Stromimporten gesenkt werden. Außerdem soll   E-Control-Prognose soll die Ökostromförderung für Haushaltskunden
            die Marktintegration von erneuerbaren Energien forciert werden.   heuer auf rund 100 Euro brutto sinken und kommendes Jahr wieder
            Der dafür notwendige Netzausbau soll aktiv vorangetrieben werden.   auf rund 107 Euro steigen. Bei künftigen Umgestaltungen des Förder-
                                                              systems sei laut E-Control-Vorstand darauf zu achten, dass dies „nicht
            Bei Ökostrom so viel                              marktpreiszerstörend“ wirke.
            Wettbewerb wie möglich
               Die  Erwartung  an  die  große Ökostromnovelle,  die frühestens   Status quo bei Ökostrom
            Mitte 2018 beschlossen werden soll, ist vor allem der sparsamere      Der Anteil des mit staatlichen Mitteln geförderten Ökostroms am
            Umgang mit Fördermitteln. Mag. Franziska Aujesky vom Umwelt-  gesamten Stromverbrauch ist in Österreich 2016 im Vergleich zu 2015
            referat der Wirtschaftskammer Wien erwartet sich einen „weitaus   erneut gestiegen. Das geht aus dem neuen Ökostrombericht der Regu-
            effi zienteren Mitteleinsatz“ und DI Dieter Drexel, stellvertretender   lierungsbehörde E-Control hervor, der am 20. September präsentiert
            Bereichsleiter Infrastruktur und Energiespezialist der Industriellen-  wurde. Der Anteil des geförderten Ökostroms hat sich demnach um
            vereinigung, formuliert es so:                    sieben Prozent auf 9.770 GWh erhöht. Damit stieg der Ökostroman-
                                                              teil am gesamten Stromverbrauch Österreichs auf 16,7 Prozent. Der

                                                              Ökostromausbau geht laut E-Control-Vorstand Wolfgang Urban-
                                                              tschitsch „weiter stark voran“. Gefördert wird mittels staatlich ga-
                                  „Es sollte im Interesse aller sein,
                               dass der wachsende Bereich erneuerbarer   rantierter Einspeisetarife, also fi xer Abnahmepreise für Strom. Die
                                Stromerzeugung endlich an ein echtes   größten Steigerungen gab es vergangenes Jahr bei Stromerzeugung
                                Marktgeschehen herangeführt wird.“  aus Kleinwasserkraftwerken und Photovoltaikanlagen. Die Strom-
                                                              erzeugung aus Kleinwasserkraft  erhöhte  sich  um  17  Prozent.  Bei
                            DI Dieter Drexel, stellvertretender Bereichsleiter   Photovoltaikanlagen erhöhte sich die  Produktion um 15 Prozent und
                            Infrastruktur der Industriellenvereinigung
                                                              Windkraftanlagen erzeugten um sieben Prozent mehr Strom als im Vor-
                                                              jahr. Urbantschitsch kommentierte das Ergebnis so: „Der Trend der letz-
            Für die große Ökostromnovelle wolle man „so viel Wettbewerb wie   ten Jahre setzt sich fort – die rohstoffunabhängigen Technologien er-  Fotos: istock, bruckner
            möglich und so wenig fi nanzielle Incentives wie nötig“, man sollte hier   weisen sich als sehr erfolgreich.“ Einzig die Stromproduktion aus fester
            mit einer Marktprämie agieren, bekräftigte Mag. Dr. Leonhard Schitter  Biomasse sank um drei Prozent.


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