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100 Prozent Ökostrom – wenn der                   Energiezukunft an. Weiter blickt Franziska Aujesky von der Wiener
            Wunsch den Boden der Realität verlässt            Wirtschaftskammer. Sie erwartet sich von der großen Ökostrom-
               Ein klarer Vorteil Österreichs bei der Umsetzung der Ausbaupläne  novelle die „Einführung eines Marktprämienmodells. Größere Anlagen
            sind  die bereits  bestehenden Lauf- und  Pumpkraftwerke  sowie die   werden für jede Technologie ausgeschrieben und kleinere erhalten
            Wind- und Solarparks. Wenn es nach dem Wunsch der Politik geht,   einen Investitionszuschuss".
            sollen bis 2030, also in gut zwölf Jahren, 100 Prozent des Strombedarfs
            mit Ökostrom gedeckt werden. Aus Sicht von Vertretern der Stromwirt-
            schaft ist das ein mehr als ambitioniertes Ziel. Oesterreichs Energie hält   „Mit diesem Marktprämienmodell
            einen Anteil an erneuerbarer Energie von rund 85 Prozent am Energie-  könnte das derzeitige Fördervolumen von etwa
            bedarf für das Jahr 2030 für „durchaus realistisch“. Zwischen den Wün-  850 Millionen Euro weitaus effi zienter
            schen der Politik und dem, was die Energiewirtschaft für möglich hält,     eingesetzt werden.“
            klafft jedoch nach heutigem Stand eine Lücke von 15 Prozent. Wenn
            das Bevölkerungswachstum und der Stromverbrauch weiter so stark   Mag. Franziska Aujesky,
                                                                              Wirtschaftskammer Wien
            zunehmen, wird diese entsprechend größer.  Auch wenn im Zusam-
            menhang mit Förderungen immer wieder die Rede vom Sparen ist – die
            Stromwirtschaft hat offenbar konkrete Pläne, wo und was weiter aus-  Mögliche Eckpunkte der Ökostromreform
            gebaut werden soll. So skizzierte Oesterreichs Energie auf einer Pres-     Experten rechnen unterdessen mit einem Inkrafttreten der neu
            sekonferenz in Wien, wie durch den Bau von Wasserkraftwerken und   zu verhandelnden großen Ökostromnovelle ab frühestens Mitte 2018.
            den Ausbau der Stromnetze bis zu 50 Milliarden Euro investiert werden   Kosteneffi zienz und Wettbewerbsfähigkeit sollten die Eckpunkte der
            könnten. Einen Teil davon würde die Energiewirtschaft stemmen, für   Novelle darstellen. Mit ihr sollen Dauerförderungen der Vergangen-
            den weiteren Ausbau im Bereich der erneuerbaren Energien seien aber   heit angehören. Statt der aktuellen Einspeisetarife sollten transparente
            zusätzliche Investitionsmittel erforderlich.      Ausschreibungen für neue Ökostromkraftwerke mehr Klarheit bringen.
                                                              Ein wesentlicher Bestandteil sei auch, dass nur noch besonders
            Neue Begehrlichkeiten                             effi ziente Ökostromanlagen in den Genuss von Investitionszuschüssen
               Aber auch die Wünsche anderer Interessenvertreter sind vielfältig:   und einmaligen Marktprämien kommen sollen. Weiter sollten Kosten
            Dr. Walter Leiss, Generalsekretär des Österreichischen Gemeindebundes,  für die Ökostromförderung nach oben hin beschränkt werden und
            erwartet sich eine „nachhaltige Lösung für Biomasse und Biogasan-  Mehrkosten für die Ökostromförderung sollten durch höhere Produk-
            lagen“.  Hubert  Fechner,  Obmann  der  österreichischen  Technologie-  tionsmengen kompensiert werden. Das könnte dazu beitragen, dass es
            plattform „Photovoltaik“, strebt eine Reduktion der direkten und in-  langfristig zu keiner höheren Nettobelastung für Wirtschaft und Haus-
            direkten Förderungen für fossile Energie als Lösung für Österreichs   halte mehr kommt.












                                                 Die kleine Ökostromnovelle
                                                 Die kleine Ökostromnovelle, die Ende Juni im Nationalrat
                                                 beschlossen wurde, bringt vor allem mehr Geld für Wind- und
                                                 Photovoltaik-Anlagen. Insgesamt werden rund 660 Millionen
                                                 Euro zusätzliche Fördermittel in den Ausbau von Ökostrom fl ie-
                                                 ßen. „Mit dem Ökostrompaket forcieren wir nicht nur den weiteren
                                                 Ausbau erneuerbarer Energien, sondern schaffen auch bessere
                                                 Rahmenbedingungen für Anlagenbetreiber und senken den
                                                 bürokratischen Aufwand“, so Wirtschaftsminister Mahrer am
                                                 29. Juni gegenüber der APA.
                                                                                                                Fotos: fotoweinwurm, istock









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