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EIN JAHR ENERGIEEFFIZIENZGESETZ

          Aussicht auf



                    Besserung                                     ?







       Bilanz nach einem Jahr Energieeffizienzgesetz:
       Die Energiebranche hat die Energieeffizienzziele übererfüllt.
       Ob das Energiesparen weiterhin so erfolgreich sein kann, ist ungewiss.


       Von Stromversorgern über Tankstellen bis hin zu Ölhänd-  von OneTwoEnergy. Seitdem jedoch wassersparende Siebe
       lern – die Energieversorger in Österreich standen und   als Haushaltsmaßnahme von  der  Monitoringstelle aner-
       stehen dem neuen Energieeffizienzgesetz (EEffG) kritisch   kannt wurden, werden Effizienznachweise immer günsti-
       gegenüber. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung hat   ger. Die Rede ist von einem Preis zwischen einem und zwei
       die Branche die Verpflichtung beim ersten Mal deutlich   Euro. Nachhaltigere Maßnahmen, wie etwa Druckluftopti-
       übererfüllt: Statt des geforderten Ziels von 0,6 Prozent des   mierung oder Klimatisierung, werden es schwer haben, da
       Vorjahresenergieabsatzes haben sie Einsparungen von 1,04   preislich mitzukommen.
       Prozent geschafft. In Energie ausgedrückt waren es 9,59
       statt 5,51 Petajoule. Auch nicht verpflichtete Unternehmen   Skepsis für die Zukunft
       haben freiwillig Energie im Ausmaß von 11,15 Petajou-     Laut Experten wird es in Zukunft schwerer werden, die
       le gespart. Macht unterm Strich 20,74 Petajoule weniger   Auflagen zu erfüllen. Für das Erreichen der Einsparungs-
       verbrauchte Energie. Das ist die Hälfte des Energiebedarfs   ziele 2015 durften Maßnahmen von 2014 und 2015 heran-
       von Vorarlberg. Nun werden 10.882 Energieeffizienzmaß-  gezogen werden. Das wird in Zukunft nicht mehr möglich
       nahmen von der Monitoringstelle der österreichischen   sein. Auch Maßnahmen, die mittels Umweltförderung im
       Energieagentur geprüft.                 Inland  (UFI)  und  Wohnbauförderung  finanziert  wurden,
                                               sind seit 1. Jänner 2016 nicht mehr anrechenbar. Es wird
       Millionen für Bürokratie                zunehmend schwieriger, neue Sparmaßnahmen zu fin-
          Für Kritik sorgte die späte Bekanntgabe konkreter De-  den und umzusetzen. Zweifelhaft sind die Beschlüsse der
       tails zu den Effizienzmaßnahmen. Erst sechs Wochen vor   EU-Klimapolitik hinsichtlich der globalen Weltwirtschaft.
       dem Stichtag trat die Richtlinienverordnung für das Gesetz   Während in Europa die CO -Emissionen gesenkt werden,
                                                                 2
       in Kraft. Darin sind Details zur Umsetzung, zur Anrechenbar-  kommt der belastende Smog in den Entwicklungs- und
       keit sowie zur Bewertung und Teilbarkeit der Maßnahmen   Schwellenländern aus Fabriken, Kraftwerken und Städten,
       geregelt. Dieser Zeitdruck wurde von den Unternehmen als   die für Märkte in Europa produzieren.
       besonders „herausfordernd“ empfunden. Fehlende und un-
       klare Vorgaben sowie die komplizierte Dateneingabe verur-
       sachten einen Mehraufwand für Verwaltung und Personal    „Im Dezember wurden
       in Millionenhöhe. Die gesamten administrativen Kosten für   Effizienznachweise noch um
       das Energieeffizienzgesetz beziffert der Umwelt- und Ener-  vier bis fünf Euro gehandelt.“
       giepolitik-Chef der Wirtschaftskammer Österreich, Univ.-    Gudrun Pelinka,
       Doz. Dr. Mag. Stephan Schwarzer, mit 20 Millionen Euro.    Geschäftsführerin von OneTwoEnergy
    Grafik: istock, Fotos: the blue minds company, WKO    nienverordnung auch auf den Handel mit Energieeffizienz-  „Die gesamten administrativen
       Erosion der Preise
          Auswirkungen hatte das Gesetz und die späte Richtli-
                                                                Kosten betragen etwa
                                                                  20 Mio. Euro.“
       nachweisen: Im Dezember und Jänner hatten viele Energie-
       lieferanten noch kurzfristig Nachweise nachgefragt. „Dafür
                                                                  Stephan Schwarzer,
                                                              Leiter Umwelt- und Energiepolitik
       wurden damals vier bis fünf Cent je Kilowattstunde be-
                                                               Wirtschaftskammer Österreich
       zahlt“, sagt Gudrun Pelinka, MSc, MBA, Geschäftsführerin
                                                                                    ENERGIE INSIDE JUNI/16   15
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