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Erneuerbare
OHNE FÖRDERUNG
Einige hundert Megawatt sind in Österreichs Windparks heuer aus der Förderung
gefallen. Der grüne Strom wird erfolgreich weiter vermarktet. In Deutschland
hingegen sollen Erneuerbare künftig keine Subventionen mehr vom Staat be-
kommen. „In vier bis fünf Jahren soll es soweit sein“, kündigte der deutsche
Energieminister an. Erste Projekte in Deutschland oder Dänemark wurden bereits
vergeben. Ist das ein neues Geschäftsmodell?
Ob ein Kraftwerksbetreiber Strom „gewinnbringend liefert oder schaftlich besser möglich sein“, erklärt Brandlmaier. Die Kosten für
nicht, wissen wir nicht“, sagt Dr. Horst Brandlmaier, Vorstand der die Ökostromförderung sinken durch die steigenden Marktpreise
Abwicklungsstelle für Ökostrom in Österreich (OeMAG). Die Oe- ebenfalls. Der Endkunde kann sich aber nur bedingt freuen, weil
MAG verkauft den abgenommenen Ökostrom zu Marktpreisen, da- er den höheren Strompreis verrechnet bekommt. Der OeMAG-Vor-
rüber hinaus wird auch noch ein Kostenbeitrag durch die Veräuße- stand ist jedoch überzeugt davon, dass „die niedrigen Strompreise
rung von Herkunftsnachweisen erzielt. Die verbleibende Differenz der letzten Jahre ohne den massiven Ausbau der Erneuerbaren,
zwischen den für die Ökostromeinspeisung bezahlten höheren insbesondere in Deutschland, nicht möglich gewesen wären“.
Tarifen und den erzielten Erlösen, muss über die Einhebung von
Ökostromförderbeiträgen und Ökostrompauschalen aufgebracht „Auf Förderungen angewiesen“
werden. Im vergangenen Jahr war in dem sogenannten Vergü- In Deutschland glaubt der dortige Bundeswirtschaftsminister
tungsvolumen in Höhe von 1,1 Milliarden laut E-Control-Vorstand Peter Altmaier inzwischen fest daran, dass erneuerbare Energie in
Dr. Wolfgang Urbantschitsch „ein Förderanteil von 860 Millionen den nächsten Jahren „subventionsfrei erzeugt werden“ könne. Laut
Euro“ enthalten. Für Haushaltskunden heißt das: Das Haushalts- Brandlmaier sind in Österreich „natürlich viele neue Anlagen nach
geld wird im Schnitt mit etwa 100 Euro pro Jahr für Ökostrom be- wie vor auf Förderungen angewiesen, wobei für manche Erzeu-
lastet – 2016 hatte die Belastung durchschnittlich noch 120 Euro gungsformen bereits sehr geringe Förderanreize ausreichen, um
betragen. Für den Rückgang seien zwei Gründe verantwortlich, die gewünschten Effekte zu erzielen“.
sagt der E-Control-Vorstand: Der Marktpreis je Megawattstunde
war zuletzt auf 31 Euro angestiegen und seit 2016, also 13 Jahre Obwohl Österreich traditionell über große Mengen an erneuerba-
nach dem Förderbeginn, laufen erste Förderungen für Wind- und ren Energien bei der Stromerzeugung verfügt, ist der Anteil des
Solarparks wieder aus. geförderten Ökostroms am gesamten Stromverbrauch 2017 im
Vergleich zum Jahr davor weiter gestiegen: und zwar von 16,8 Pro-
Horst Brandlmaier spricht im Gespräch mit EAA-Energie Inside von zent auf 17,9 Prozent. Dabei ist die von der OeMAG abgenommene
einigen 100 Megawatt an Produktionskapazitäten von Windkraft- Menge an grünem Strom vergangenes Jahr um acht Prozent von
anlagen, deren Tarifverträge bereits ausgelaufen sind und die nun 9.770 auf 10.528 Gigawattstunden (GWh) gestiegen. Nach 58.184
ohne Förderungen auskommen müssen. Während in Deutschland GWh im Jahr 2015 hat die gesamte Stromabgabe an Endverbrau-
dem Vernehmen nach viele Windkraftanlagen rückgebaut werden cher im Bezugsjahr 2017 58.872 GWh ausgemacht. Den größten
sollen, sobald die staatliche Förderung endet, werden die Anlagen Ökostromzuwachs in absoluten Zahlen gab es 2017 bei Ökostrom
in Österreich nach aktuellem Wissensstand weiter betrieben, wobei im Bereich der Windkraft – mit einem Plus von 17 Prozent auf
auch viele Anlagen einem „Repowering“ unterzogen werden. „Mit 5.746 GWh. Auch wenn vermehrt Altanlagen aus dem Förder-
den aktuell höheren Strompreisen sollte eine Weiterführung wirt- system ausscheiden.
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