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Die Entwicklung an den internationalen Energiemärkten, aber auch
regulatorische Eingriffe haben dazu geführt, dass Großhandelspreise für
elektrische Energie und Gas zum Teil empfindlich teurer geworden sind.
Die Geschäftsführer der EAA-EnergieAllianz Austria, Mag. Jörg Sollfelner,
Ing. Thomas Torda, MSc, und Ing. Mag. Christian Wojta, MBA, erläutern im
Gespräch mit Energie Inside, wie sie diese Marktentwicklungen einschätzen
und wie die EAA diesen Herausforderungen am Markt begegnet.
Verstärkt die Strompreiszonen-Trennung die Preiswende?
Die Strompreise im Großhandel sind im Jahr 2018 europaweit
kräftig gestiegen. Der aktuelle Börsenpreis am EEX-Terminmarkt
(EEX-Baseload), wo auch die EAA-Handelsexperten ihre Future-
notierungen beziehen, kletterte von 36 Euro zu Jahresbeginn 2018 Welchen Spielraum lassen
bis Ende November auf mehr als 50 Euro pro Megawattstunde. Hin- Steuern und Abgaben noch zu?
tergrund dieser Strompreisentwicklung sind vor allem die gestiege- Auf dem Energiemarkt ist allgemein
nen Beschaffungskosten für Gas, Kohle und CO -Zertifikate. Damit festzustellen, dass regulatorische Rah-
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erreichen die durchschnittlichen Einkaufspreise für elektrische Ener- menbedingungen und Maßnahmen
gie das Niveau von September 2013. Das ist der höchste Stand seit im letzten Jahr empfindliche Auswir-
mehr als fünf Jahren. Dieser nachhaltige Preisanstieg an den euro- kungen auf das Geschäft von Energie-
päischen Strombörsen wird durch die Trennung der gemeinsamen versorgern hatten – und damit auf die
Strompreiszone an der deutsch-österreichischen Grenze weiter ver- Energiepreise. Wir können sagen, dass
stärkt. Denn damit wurde der Stromhandel zwischen Österreich und unser Spielraum aufgrund der zuneh-
Deutschland massiv eingeschränkt. menden Regulierung immer enger wird.
Wenn es gut geht, haben wir noch auf
Wie verändert das die Einkaufspreise? 20 Prozent des Preises Einfluss. Das ist
Die Auswirkungen des im Mai 2017 von der deutschen Bundesnetz- so, weil wir in der Energiewirtschaft
agentur und der österreichischen Energie-Control ausgehandelten seit Jahren umfassende Strukturverän-
Kompromisses fällt teurer aus, als wir und auch andere Marktteil- derungen erleben. Derzeit befinden wir
nehmer das erwartet hatten – das jedenfalls ist die ernüchternde uns in einer Phase der grundlegenden
Analyse der Spotpreisverläufe seit Neuorientierung. Die Debatte zur Beschlussfassung des sogenann-
1. Oktober. Der ursprünglich kons- ten EU-Winterpakets in Europa ist voll im Gange. Ein erstes Regel-
tante Spread der 2019-Jahres-Fu- werk mit fast 300 Seiten EU-Verordnungen liegt inzwischen vor.
tures an der EEX hat sich zuletzt Weitere Regulierungsvorgaben werden folgen.
von 2,5 Euro pro Megawattstunde
(MWh) auf 4,5 Euro pro Megawatt- Was ist der Effekt?
stunde gesteigert. Das bedeutet Faktum ist, dass die Summe der zu erwartenden Interventionen und
zum jetzigen Zeitpunkt, dass die Vorgaben das Preisniveau am Strommarkt insgesamt steigen las-
Strompreise in Österreich um rund sen wird. Für die marktwirtschaftliche Entwicklung eines geplanten
zehn Prozent höher sind als in zukünftigen gesamteuropäischen Strommarktes war etwa die Tei-
Deutschland. Bemerkenswert ist in lung des grenzüberschreitenden Strommarktes zwischen Österreich
diesem Zusammenhang, dass der und Deutschland in jedem Fall kontraproduktiv – wir sehen das als
Preis für elektrische Energie trotz Rückschritt. Denn dieser und andere regulatorische Eingriffe haben
dieser Entwicklung heute niedriger dazu geführt, dass Großhandelspreise für elektrische Energie zum
ist als noch vor zehn Jahren. Teil empfindlich teurer geworden sind. Neben dem Anstieg relevan-
ter Rohstoffpreise sind auch die – nicht zuletzt aufgrund regulato-
rischer Eingriffe – gestiegenen Großhandelspreise für elektrische
Energie bereits bei Privat- und Unternehmenskunden in Österreich
„angekommen“.
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