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Klimaschutz
         Klimaschutz





                   durch
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         Sektorenkopplungopplung
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       Für den Aufbau eines ökonomisch und ökologisch effi
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       Gesamtenergiesystems sollen Stromversorgung, Wärmebereitstellung
       Gesamtenergiesystems sollen Stromversorgung, Wärmebereitstellung
       und Verkehr zur Energieversorgung verzahnt werden. Experten nennen das
       und Verkehr zur Energieversorgung verzahnt werden. Experten nennen das
       Sektorenkopplung und sehen darin den Schlüssel für die Energiewende – eine Analyse.
       Sektorenkopplung und sehen darin den Schlüssel für die Energiewende – eine Analyse.

       Es ist Wochenende und Wetterwechsel. Ein Föhnsturm sorgt für   wie ein Umstieg erfolgen soll. Dazu veröffentlichte im Frühjahr die
       Windspitzen von bis zu 90 Kilometern pro Stunde. Die Windräder im   deutsche enervis energy advisors GmbH ihre Studie mit dem Titel
       Windpark laufen auf Hochtouren. Doch für den gewonnenen Strom   „Klimaschutz durch Sektorenkopplung: Optionen, Szenarien und
       gibt es keine Abnehmer. Die Windräder werden abgeschaltet. Das   Kosten“ – mit Fokus auf den Wärmemarkt. Das Berliner Unternehmen
       müsste nicht sein. Der Windstrom könnte zum Beispiel direkt in die   hat dazu zweieinhalb Monate lang mit Unterstützung von acht Kon-
       Batterien von Elektroautos fl ießen. Oder der Strom könnte in synthe-  zernen aus den Bereichen Strom, Gas und Erdöl geforscht. Die Studie
       tisches Erdgas umgewandelt und in das Gasnetz eingespeist werden.   beschäftigt sich unter anderem damit, wie unterschiedliche Optionen
       Oder er könnte in Wärme umgewandelt werden und diese in einem   der Sektorenkopplung dazu beitragen können, die Klimaschutzziele
       thermischen Speicher gelagert werden. Das ist keine Utopie, sondern   zu erreichen – etwa die Reduktion von Kohlendioxid bis 2050. Außer-
       diese und weitere Verfahren werden von namhaften Energieversor-  dem wurde untersucht, welche Rolle der Energieträger Erdgas und
       gern in Feldversuchen getestet. So soll es Schritt für Schritt zu einer   die Gasinfrastruktur spielen können. Die Lösung erscheint zunächst
       Optimierung der Energiewirtschaft kommen. Am Ende soll der Ideal-  naheliegend: Gelingt es, die Stromerzeugung entsprechend dem po-
       zustand, also die Verknüpfung der Sektoren Verkehr, Wärme und   litischen Willen gänzlich auf erneuerbare Energien umzustellen, dann
       Strom erreicht werden – die Sektorenkopplung. Es ist unbestritten,   wären auch alle elektrisch betriebenen Anwendungen emissionsfrei.
       dass zum Gelingen dieser Verknüpfung nicht nur offene Fragen im   Doch so einfach ist es nicht: Dieser Lösungsansatz würde einen
       Strombereich, sondern vor allem auch auf dem Wärmemarkt und im   enormen Strombedarf hervorrufen und damit auch den kosteninten-
       Mobilitätsbereich gelöst werden müssen.          siven Ausbau der Strominfrastruktur zur Folge haben. Die Studie geht
                                                        daher einen Schritt weiter und zeigt, in unterschiedlichen Szenarien,
       Schlüssel für die Energiewende                   dass eine weitgehende Dekarbonisierung des Wärmemarkts nicht nur
          Erst durch die Sektorenkopplung wird der hocheffi ziente Einsatz   durch eine Vollelektrifi zierung, sondern auch durch Power-to-Gas,
       von erneuerbaren Energien möglich. Sie gilt daher als Schlüssel für   also das Umwandeln von Strom in Gas (siehe Kasten), erreicht wer-
       die Energiewende. Denn wenn die einzelnen Sektoren verzahnt sind,   den müsse.
       soll das schwankende Angebot an Sonnen- und Windenergie besser
       ausgeglichen werden können. Schlussendlich wird der Aufbau eines   Nützliche Gasinfrastruktur
       energieeffi zienten Gesamtenergiesystems in ein Stromsystem mün-     „Je nachdem welches Szenario eintritt, entwickelt sich auch die
       den. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Damit die Energie-  Energiewirtschaft“, sagt Julius Ecke, einer der Autoren der Studie.
    Foto: Adobe Stock  wende auch auf lange Sicht ein Erfolg wird, muss stärker auf Erneu-  den Fortschritten der Wissenschaft ab, sei aber am Ende eine Frage
                                                        Welche Technik sich schlussendlich durchsetze, hänge einerseits von
       erbare gesetzt werden – und zwar nicht nur im Stromsektor, sondern
                                                        von politischen Entscheidungen. ➜
       auch im Wärme- und Verkehrsbereich. Und es geht darum, wann und
       1 |  Ecke, J.; Klein, S.; Klein, S. W.; Steinert, T.:  „Klimaschutz durch
         Sektorenkopplung: Optionen, Szenarien und Kosten“, 56 Seiten, Berlin 2017   ENERGIE INSIDE DEZ/17   23
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