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EXAA-CHEF IM INTERVIEW:
„DER HANDEL
WIRD LUSTIGER“ Österreichische
Energiebörse im Fokus
Die Energy Exchange Austria (EXAA) ist in Österreich der
elektronische Marktplatz für den Energiehandel. Seit mehr
als zehn Jahren hat sich die EXAA als europäischer Börsen-
platz für Energieprodukte etabliert. Der EXAA Strom-Spot-
markt umfasst heute mehr als 77 Stromhändler aus 17
Ländern. Die Strombörse ist in der österreichischen Re-
„Die getrennten Preis- gelzone und in allen vier deutschen Regelzonen aktiv. Seit
Die gemeinsame Preiszone zwischen Österreich und Deutschland wird zwar erst in knapp Dezember 2012 wird an der EXAA in allen fünf Regelzonen
einem Jahr, am Montag, den 1. Oktober 2018, Realität. Aber schon jetzt sind Entwicklungen zonen bringen für die auch mit Grünstrom gehandelt.
zum Nachteil der Marktteilnehmer in Österreich absehbar. EXAA eine Aufwertung
als alternative Börse.“ Neben dem klassischen Börsegeschäft führt EXAA
auch die Abwicklung der fi nanziellen Transaktionen
(Clearing) für das Marktgebiet Österreich und Deutschland
DI Jürgen Wahl,
Vorstand EXAA durch und übernimmt das Counterpart-Risiko sämtlicher
durchgeführter Geschäfte. Im Laufe der Jahre wurden auch
die Handelsgebiete und -agenden kontinuierlich erweitert:
Wie schätzen Sie den 2002 Erster Handelstag für Einzelstunden
Kompromiss zur Trennung der in der APG-Regelzone
gemeinsamen Strompreiszone ein?
Ein gemeinsamer deutsch-österreichischer Markt wäre aus unserer 2004 Aufnahme der TenneT-Regelzone als
erstes deutsches Marktgebiet
Sicht ideal. Auf dieser Hypothese haben wir seinerzeit die EXAA gegrün-
det. Denn das wichtigste Kriterium für eine Handelsplattform wie die 2005 Aufnahme von Amprion als drittes
EXAA ist die Größe des Marktes. Wenn der Markt kleiner wird, ist das für handelbares Marktgebiet
alle schlechter. Wir haben versucht, die Abspaltung zu verhindern. Das 2009 Mit Aufnahme von TransnetBW und 50Hertz
Verhandlungsergebnis zur deutsch-österreichischen Preiszone ist ein deckt EXAA nun das komplette österreichisch-
Pyrrhussieg für Österreich. deutsche Marktgebiet ab
2012 Monatsumsatz-Rekord: mehr als
1 Million gehandelte MWh;
Was ist Ihre Perspektive Marktstart EXAA Green Power
in dem kleiner werdenden Markt? 2013 Einführung von negativen Preisen mit einem
„Wir müssen zwar investieren, aber wir setzen uns über die physi- unteren Preislimit von –150 EUR/MWh
schen Grenzen hinweg und werden neue Produkte entwickeln. Für die
EXAA bringt das eine Aufwertung als alternative Börse. Wir sehen uns in 2014 Erfolgreicher Start der ersten Viertelstunden-
unserem Konzept bestätigt. In unserer Marktnische können wir wendig auktion in Europa
und fl exibel agieren und machen derzeit gute Umsätze. Das Ende der
Preiszone macht den Markt und das Trading lustiger. Aber dem Industrie-
standort entsteht ein Schaden, weil Industriebetriebe nurmehr beschränkt
entweder in Deutschland oder in Österreich ausschreiben können.
Das ist der Schaden für den Standort.“
Foto: EXAA, istock
ENERGIE INSIDE DEZ/17 7