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Technologische Entwicklungen



             verändern die Energiebranche








            Neue Technologien und die Digitalisierung werden den Energiesektor stark verändern.
            Unternehmen werden mit immer größerer Geschwindigkeit immer mehr Daten aus immer
            mehr Quellen verarbeiten. Welche Vorteile, Gefahren oder Herausforderungen kommen
            auf Österreichs Energiekunden und Unternehmen zu?



            Der technische Fortschritt ist ein starker Treiber. Auch in der
            Energiewirtschaft. Ing. Mag. Christian Schober,  Geschäftsführer   „Österreichs Kraftwerke leiden unter dieser
            der Kapsch Smart Energy GmbH, sieht die Energiewirtschaft vor     Marktsituation, da sie zwar als Ausgleichs-
            einem starken Umbruch. Dieser Wandel hat regulatorische Ur-       energielieferant für die volatilen erneuerba-
            sachen, wird aber auch technologisch getrieben: „Aufgrund von     ren Energieversorger erforderlich sind, durch
                                                                              diesen Umstand nun aber zu einem großen
            neuen Geschäftsmodellen werden“, wie er sagt, „die bestehenden    Teil unwirtschaftlich geworden sind."
            Energienetze modernisiert werden müssen. Das beginnt bei Smart
            Metering, also beim letzten Knotenpunkt über die Trafostationen,
            wo intelligente Steuerungsmechanismen eingesetzt werden, bis   Mag. Christian Schober, Geschäftsführer der Kapsch Smart Energy GmbH
            hin zu Energieunternehmen, wo eine Vielzahl neuer Applikationen
            und Prozesse erforderlich ist.“ Innovationen betreffen aber nicht   Gerade die Netze bergen noch viel technisches Verbesserungspo-
            nur die Integration von erneuerbaren Energien, sondern auch den   tenzial: Durch den Ausbau von Hochspannungs-Gleichstrom-Über-
            Netzbetrieb.                                      tragungs-Netzen oder den Bau von Supra-Stromleitungen können die
                                                              Netze der Zukunft noch leistungsfähiger werden.

                                                              Intelligente Stromnetze
                            „Einige Unternehmen sind in diesem Bereich
                            bereits sehr innovativ und stellen sich aktiv     In den vergangenen Jahren sind Photovoltaikanlagen auf ländlichen
                            den neuen Herausforderungen, wie etwa   Hausdächern regelrecht wie Pilze aus dem Boden geschossen. Auch
                            der vermehrten Integration erneuerbarer   speisen immer mehr Windkraftanlagen Strom in die Netze ein. Um die
                            Energien."                        neuen Quellen in die bestehende Struktur zu integrieren, gibt es zwei
                                                              Lösungen: Einerseits kann die bestehende Infrastruktur weiter ausge-
                                                              baut werden, es können also Umspannwerke, Transformatoren, weitere
                                                              Hochspannungsleitungen, Speicher und Kraftwerke errichtet werden,
            Ing. Leo Kammerdiener, Verantwortlicher für Smart Metering bei der E-Control
                                                              oder die bestehenden Netze werden intelligent gesteuert, um Erzeu-
            Wende der                                         gung und Verbrauch möglichst gut miteinander in Einklang zu bringen.
            österreichischen Energieversorgung?               Diese „schlauen“ Netze werden „Smart Grids“ genannt. Derzeit werden
              Schober sieht, dass „vor allem Entwicklungen auf europäischer   die meisten Stromzähler in Österreich nur einmal jährlich abgelesen.
            Ebene die Energieversorgung Österreichs beeinflussen, da Europa   Das gibt wenig Aufschluss darüber, was auf Verbraucherseite passiert.
            inhomogen agiert, wenn es um die Energiestrategie geht“. Während   Um das zu ändern, sollen die bisherigen Ferraris-Zähler durch neue
            Polen auf Kohle setzt und Tschechien oder Frankreich auf Atom-   Zähler, die „Smart Meter", ersetzt werden. Nur durch den ständigen
            energie, geht Deutschland mit dem Ausstieg aus der Atomenergie   Informationsaustausch zwischen den Erzeugungsanlagen, den Netz-
            einen anderen Weg. Der massive Ausbau erneuerbarer Energie, vor   komponenten, den Speichern und den Verbrauchern kann eine flexible
            allem in Deutschland, habe eine Preissenkung weit über die deut-  Reaktion auf Veränderungen im Netz gewährleistet werden.
            schen Grenzen hinaus bewirkt und andere Erzeugungsmodelle un-
            attraktiv gemacht. Daneben beeinflussen Kohlekraftwerke, die in   Basis für eine smarte Energie-Zukunft  Fotos: E-Control, Kapsch
            EU-Ländern am Netz sind, die Fördermechanismen für die Erneuer-     Gesetzlich gefordert ist in Österreich der Rollout von 95 Prozent der
            baren in anderen Mitgliedsstaaten.                Smart Meter bis Ende 2019, auf EU-Ebene 80 Prozent bis 2020 und in


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