Page 13 - EAA_MAG_DEZ_16
P. 13

UNTERSCHIEDLICHE AKKUS FÜR ELEKTROFAHRZEUGE

            Blei-Säure-Akkus wurden wegen des geringen Herstellungsprei-  Lithium-Ionen-Akkus sind die aktuelle Variante der Trakti-
            ses in E-Fahrzeugen verwendet. Aufgrund der großen Masse, der   onsbatterien. Vorteile sind die hohe Energiedichte in Verbindung mit
            geringen Energiedichte und ihrer Temperaturabhängigkeit sind die   einem geringen Gewicht. Bei häufiger Teilentladung gibt es keinen
            Blei-Säure-Akkus wenig geeignet für leistungsstarke E-Fahrzeuge. Bei   Kapazitätsverlust. Häufiges Nachladen und flache Zyklen werden
            fachgerechter Entsorgung kann die Bleisäure neutralisiert und das Blei   empfohlen. Der Einsatz bei sehr hohen und sehr niedrigen Temperatu-
            fast vollständig zurückgewonnen werden.     ren wird als problematisch gesehen. Die Akkus beinhalten Metalle wie
                                                        Kupfer und Aluminium und Übergangsmetalle wie Kobalt und Nickel.
            Nickel-Metallhydrid-Akkus werden wegen ihrer hohen   Beim Recycling ist Vorsicht geboten: Defekte Lithium-Akkus können
            Energiedichte und der geringen Selbstentladung als Traktionsakku in   Brände auslösen. Altmüllentsorger fordern deshalb eine Markierung
            Hybridfahrzeugen verwendet. Sie speichern elektrische Energie für die   der Akkus sowie eine von anderen Batterien gesonderte Sammlung und
            Fortbewegung und nehmen die Rekuperationsenergie der Nutzbremse   Lagerung.
            auf. Dafür werden Hochstromzellen eingesetzt, die trotz geringerer
            Kapazität die notwendige hohe Strombelastung bei gutem Wirkungs-  Lithium-Polymer-Akkus sind eine Weiterentwicklung der
            grad realisieren können. Die Akkus beweisen eine hohe Belastbarkeit,   Lithium-Ionen-Akkus, die keine flüssigen Elektrolyte enthalten,
            auch bei häufigen Teilladungen gibt es keinen Kapazitätsverlust. Bei   sondern eine gelartige bis feste Folie auf Polymerbasis. Die Akkus
            Überladung altern die Akkus durch das Erwärmen. Die Akkus werden   sind preiswert in der Herstellung, sehr leistungsstark und können in
            ohne giftige Schwermetalle hergestellt. Sie haben eine vergleichsweise   beliebigen Formen gebaut werden. Bei Überladung besteht die Gefahr
            gute Umweltbilanz.                          des Aufblähens, wodurch sich die Akkus selbstentzünden. Daher ist zur
                                                        Ladung ein spezielles Li-Akku-Ladegerät erforderlich.
            Natrium-Nickelchlorid-Akkus erfordern eine hohe
            Betriebstemperatur. Dadurch wird trotz thermischer Isolation eine   Lithium Eisenphosphat-Akkus sind ebenfalls eine Weiter-
            Heizung notwendig. Die Batterie hat eine hohe Energiedichte und weist   entwicklung der Lithium-Ionen-Akkus. Sie sind geeignet für hohe La-
            keine elektrochemische Selbstentladung auf. Die Ausgangsstoffe sind   deströme, die Ladedauer bleibt kurz. Für die gleiche Kapazität haben sie
            in ausreichenden Mengen preiswert vorhanden. Eine Vollladung des   ein höheres Gewicht und mehr Platzbedarf als Lithium-Polymer-Akkus.
            Akkus dauert vergleichsweise lange. Der Akku ist auch als ZEBRA-Bat-  Die Umweltverträglichkeit ist wegen des Verzichts auf Kobalt allerdings
            terie bekannt (zero emission battery research activity). Dank der Ver-  besser.
            wendung relativ unbedenklicher Rohstoffe wie Natriumchlorid, Nickel,
            Eisen, Kupfer und Aluminiumoxyd ist er umwelttechnisch vorteilhaft.




       Autokonzernen Hand in Hand mit einem Umbau der Produktion ge-  rie und wieder zurück. Die Traktionsakkus der E-Fahrzeuge nehmen
       hen. Für den österreichischen Arbeitsmarkt müsse laut Halasz „die   also überschüssige Energie auf und speisen sie bei Bedarf wieder in
       gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden“. Er erkennt spe-  das Stromnetz ein.  Bevor allerdings Elektroautos eine Schlüsselrolle
       ziell für die Zulieferindustrie eine große Chance, sich für die Zukunft   als Stromspeicher für Regelleistung spielen, müsste eine kritische
       entsprechend zu positionieren.                   Masse von etwa 25.000 Fahrzeugen erreicht werden. Nicht nur
                                                        Volkswagen und E.On, auch BMW und Vattenfall, Daimler und RWE
        Stromnetz und Elektroautos verschmelzen         schmieden dazu in Deutschland neue Allianzen. Zwei Industriebran-
          Elektromobilität kann auch eine Lösung zum Speichern von   chen, die noch nie zuvor miteinander zu tun hatten, müssten ihr je-
       überschüssiger erneuerbarer Energie werden: Der Strom aus rege-  weiliges Wissen vereinen, verlässliche Standards schaffen und nicht
       nerativen Energien schwankt in der Erzeugung. Bei Überproduktion   zuletzt für beide Seiten lukrative Vermarktungsmodelle entwickeln.
       müssen derzeit etwa Windräder abgeschaltet werden oder der Strom
       könnte gespeichert und bei Bedarf wieder entnommen werden. Da      Prof. Rolf Isermann von der Technischen Universität Darmstadt
       das Netz selbst keinen Strom speichern kann, sollen in Zukunft die   sieht abschließend eine positive Entwicklung der Elektromotoren im
       Lithiumionen-Batterien der parkenden und an das Stromnetz ange-  Auto der Zukunft. Dennoch ist er überzeugt, dass Elektro- und Hy-
       schlossenen Autos überschüssige Kilowattstunden aufnehmen und   bridfahrzeuge auf absehbare Zeit kein Massenphänomen werden.
       bei steigendem Bedarf wieder abgeben. Halasz: „Elektrofahrzeuge   Allenfalls in Nischen, im Innenstadtverkehr, für Fuhrparks und für
       haben als mobile Speicher Potential, weil sie so zur Stabilisierung   Stadtbusse, könnten sie sich wirtschaftlich behaupten. So rechnet
       der Stromnetze beitragen können. Daraus ergibt sich ein noch grö-  er damit, dass auch noch über das Jahr 2020 hinaus Autos mit Ver-
       ßerer volkswirtschaftlicher Gesamtnutzen der Elektrofahrzeuge.“   brennungsmotoren das Straßenbild bestimmen werden. Diese al-
       Einfach ist dieses Ziel allerdings nicht zu erreichen. Einen Parkplatz   lerdings – dank Leichtbau, mehr Variabilitäten, weiter verbesserten
       mit zahlreichen Steckdosen auszustatten, reicht bei weitem nicht   Brennverfahren und Abgasbehandlungsmethoden der Benzin- und
       aus. Denn Strom muss zwischen Netz und Autobatterie kontrolliert   Dieselmotoren – mit Verbrauchswerten von etwa drei Litern auf 100
       in beide Richtungen fließen können – vom Netz in die Autobatte-  Kilometern.


                                                                                     ENERGIE INSIDE DEZ/16   13
   8   9   10   11   12   13   14   15   16   17   18