Die Energie Allianz Austria (EAA), eine Vertriebstochter der Landesversorger von Wien, NÖ und Burgenland, will sich bei ihrer Auslandsexpansion ganz auf Deutschland konzentrieren und hat deshalb per 1. September in München ihre dritte deutsche Niederlassung (nach Essen und Leipzig) eröffnet. Im Großkundengeschäft erwirtschafte man mit rund 100 Mio. Euro bereits ein Drittel des Umsatzes in Deutschland und "wir sind jetzt break-even", sagte EAA-Deutschlandchef Johann Mayer am Samstag bei einem Pressegespräch in Essen.
Der in Deutschland erzielte Umsatz verstehe sich ohne Steuern und entspreche den im Burgenland erzielten Energieerlösen, erläuterte EAA-Co-Geschäftsführer Walter Göllesz. Der Oberwarter kommt von der BEWAG, die an der EAA 7 Prozent hält. Die BEGAS ist mit 3 Prozent beteiligt, je 45 Prozent halten Wien Energie und EVN.
Allein die Mengenausweitung durch das Auslandsgeschäft sei schon ein Gewinn für die EAA, denn durch die Ausweitung habe sich auch die Marktposition in Österreich verbessert, sagte Mayer. An eine Expansion nach Mittel- oder Osteuropa sei aber nicht gedacht. "Der Markt ist zu klein um eine notwendige Betriebsgröße in kurzer Zeit zu erreichen, und Sie kriegen den Strom nicht über die Grenze", erklärte Mayer. "Dort kann man nicht Fuß fassen ohne Verluste."
Ähnliches gelte für die meisten Länder in Europa, die den zweiten Liberalisierungspakt noch nicht realisiert hätten, allen voran Frankreich, sagte Co-Geschäftsführer Werner Perz von der EVN. "In Ländern, wo die Preise reguliert sind, haben wir nichts verloren." Man prüfe derzeit allerdings den Gas-Einstieg in Italien, ansonsten kämen für eine Expansion am ehesten noch Großbritannien oder Skandinavien in Frage, was derzeit aber keine realistische Option sei - in England vor allem wegen der hohen Einstiegskosten durch den scharfen Wettbewerb und die hohe Wechselbereitschaft der Kunden. Der Markteintritt in Skandinavien wäre möglich und würde etwa 5 Mio. Euro Kosten, schätzt Perz. Am einfachsten ginge dies über eine Betätigung an der Energiebörse dort, "das wäre aber nicht mehr als kostendeckend", winkt Perz ab.
Preisänderungen in Österreich seien derzeit nicht geplant, sagte Christian Wojta, der in der EAA-Geschäftsführung die Wien Energie vertritt. Es wäre zwar möglich, über niedrigere Preise Kunden zu gewinnen, aber "das sind Kunden, die dann auch als erste wieder weg sind. Dankbarkeit ist da keine Kategorie", zerstreut Wojta eventuell vorhandene Illusionen. Die jüngste Aussage von E-Control-Chef Walter Boltz, wonach für die Haushalte im Osten Österreichs eine Strompreissenkung um 10 Prozent möglich wäre, sind für Wojta "Polemik".
In Deutschland ist die EAA mit allen Marken präsent - neben dem Großkunden- und Businesskundenvertrieb auch mit der Diskontmarke "switch" und mit der Ökostrommarke "Naturkraft". Der Diskonter Switch sei in Deutschland atomstrom-frei und habe dort inzwischen 25.000 Kunden, sagte Mayer. Man habe sich dort gegen harte Konkurrenz durchsetzen müssen. "In Deutschland gibt es rund 100 Diskontanbieter, darunter etwa 60 bedeutende." Der jüngste Erfolg bei der Kundenaquisition sei die Tengelmann-Gruppe, zur der u.a. die Kaiser's- und Plus-Supermärkte, der Textildiskonter KiK und die OBI-Heimwerkermärkte gehören. Die ersten Auslandsniederlassungen in Essen und Leipzig gründete die EAA 2007. Bis 2011 will man kumuliert rund 3,5 TWh Strom in Deutschland verkauft haben. Das entspricht etwa der Hälfte der Strommenge, die Wien pro Jahr benötigt. Als Ziel ab dem Jahr 2011 strebt die EAA eine jährliche Strom-Verkaufsmenge von 1,8 TWh an. Damit würde man bereits 2011, also zwei Jahre früher als geplant, die notwendige "kritische" Größe in Deutschland erreichen, sagte Mayer. Bei Gas will man ab 2013 500 GWh pro Jahr an Endkunden verkaufen. Insgesamt hat die EAA im Geschäftsjahr 2009/2010 (per Ende September) 18 TWh Strom und 17 TWh Erdgas verkauft und 2,036 Mrd. Euro Umsatz (+15,3 Prozent) erzielt.
Presse
EnergieAllianz Austria will in Deutschland weiter wachsen
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