Presse

"EAA-Energie Talk": Mit Energieeffizienz in die Energiezukunft

Erdöl ist derzeit noch unersetzbar, Erdgas wird in den nächsten Jahren zu einer wichtigen Übergangstechnologie werden. Doch die Energie der Zukunft ist Strom - so lautete die Quintessenz einer hochkarätigen Expertenrunde beim VIII. Energie Talk der EAA-EnergieAllianz Austria in der Wolke 21 im Saturn Tower, zu dem die EAA-Geschäftsführer Christian Wojta, Werner Perz und Walter Göllesz eingeladen haben. Um diese Zukunft möglich zu machen, werden Unternehmen und Staaten in Europa mehr investieren müssen: und zwar in Energienetze und in Forschung, damit Energie von den Produktionsstandorten etwa aus Norddeutschland dorthin kommt, wo sie benötigt wird - etwa in die Industriezentren Mitteleuropas.

In Europa "wird vor allem diskutiert"

Während China und die USA jedes Jahr rund neun Milliarden Euro in den Ausbau von Energienetzen investieren, werde in Europa "derzeit vor allem diskutiert", kritisiert Karl Rose, Professor an der Universität Graz und ehemaliger Chefstratege von Royal Dutch Shell. China werde bis 2020 seine Investitionen in die Energieinfrastruktur abgeschlossen haben. Um erneuerbare Energie in Deutschland ans Netz zu bringen, müssten allein dort rund 3.800 Kilometer an neuen Leitungen gebaut werden. Energie- und Nahostexpertin Karin Kneissl sieht den Verlauf von Pipelines, die Geschwindigkeit und den tatsächlichen Zugriff auf Energieressourcen in Zukunft auch als den Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg: "China hat binnen zwei Jahren eine Gas-Pipeline mit einer Länge von 2.000 Kilometern geplant, gebaut und fertig gestellt, während wir seit vielen Jahren über die Nabucco-Pipeline reden."

Dynamik und Investitionen in Forschung vermisst auch Nebosja Nakicenovic, stellvertretender Direktor der IIASA und Professor an der TU Wien: "Wir brauchen bei der Energie eine höhere Effizienz und wir müssen eine Transformation hin zu erneuerbaren Energien erreichen. Um diese zu gewährleisten muss jetzt in die Forschung investiert werden." Er zeigt sich zuversichtlich, dass erneuerbare Energieträger in rund 50 Jahren wettbewerbsfähig sein werden. Der Umbau des Energiesystems erfordere Investitionen in intelligente Stromnetze, so genannte "smart grids".

Höhere Effizienz nötig

Im Bereich der Energieeffizienz liegen noch sehr große und vor allem bis dato ungenutzte Potenziale. Energiestratege Rose: "Wenn wir am jetzigen System etwas ändern wollen, dann spielt die Energieeffizienz dabei eine ganz wichtige Rolle." Die Marschrichtung: ein Haushalt sollte in 50 Jahren nur noch zehn Prozent jener Energie verbrauchen, die er heute zum Heizen, Beleuchten oder zum Einsatz von technischen Geräten benötigt. Es brauche Anreize für einen geringeren Energieverbrauch, sagt Nakicenovic, denn der Umstieg auf andere Energieformen müsse schnell gehen. Der Transformationsprozess der Energiewirtschaft wird nicht friktionsfrei verlaufen, aber - und darin sind sich alle Experten einig - wir werden und müssen angesichts der Klimaerwärmung den Umstieg auf erneuerbare Energien schaffen.

Öl vorhanden - aber unerschwinglich?

Den Experten zufolge werden im Jahr 2050 erneuerbare Energieträger den Hauptanteil des Energiemix stellen. Erdöl und Kohle werden eine deutlich geringere, aber nach wie vor wichtige Rolle spielen. Das Erdöl werde uns, so Rose, zwar nicht ausgehen. "Aber es stellt sich die Frage, wie viel wir in Zukunft dafür zu bezahlen bereit sind." Erdgas wird in diesem Zusammenhang eine bedeutendere Rolle spielen, solange bis Erneuerbare schließlich wettbewerbsfähig sind. Der Einsatz von Erdgas als Übergangsenergie hat laut Kneissl zudem den Vorzug, dass die Gefahren geopolitischer Konflikte geringer sind als beim Erdöl. Die Vorkommen von Erdgas sind weltweit gestreut. Allein Österreich fördert rund 20 Prozent seines Erdgasbedarfs selbst. In hundert Jahren werden wir ein anderes Energiesystem haben - der Transformationsprozess sollte dann abgeschlossen sein, so die Experten unisono. "Energie wird zunehmend verstromt werden und rund 80 Prozent der Energie wird leitungsgebunden sein."


Zurück zur Übersicht

Seite teilen auf: Facebook Icon Instagram Icon WhatsApp Icon Xing Icon Linked In Icon

 Folgen Sie uns: Xing Button LinkedIn Button Kununu Button Instagram Button