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FOLGE DER

              TRENNUNG DER

              GEMEINSAMEN


              STROMPREISZONE


            Die Preisschere geht auf...





                      Die gemeinsame Preiszone zwischen Österreich und Deutschland wird zwar erst in knapp
                      einem Jahr, am Montag, den 1. Oktober 2018, Realität. Aber schon jetzt sind Entwicklungen
                      zum Nachteil der Marktteilnehmer in Österreich absehbar.


            Am 1. Oktober 2018 wird die gemeinsame Preiszone zwischen    Österreich bis April 2017 davon ausgegangen, dass das langjährige
            Österreich und Deutschland aufgelöst. Doch schon im April 2017 hat   Handelsprodukt „Phelix“ erst nach der Trennung der Terminmärkte im
            die deutsche Strombörse EEX durch die überraschende Einführung   Jahr 2018 zum „Phelix DE“ – also zum Produkt für den rein deutschen
            des rein deutschen Stromkontraktes „Phelix DE“ Tatsachen am Markt   Markt – wird. Durch diese um 16 Monate vorgezogene Trennung der
            geschaffen und die Trennung der Terminmärkte vorweggenommen.   Terminmärkte verschob sich das von den Marktteilnehmern angenom-
            Die Hintergründe dazu und welche Marktentwicklungen bevorste-  mene Spot- in Richtung Terminrisiko. Das bedeutet: Es muss bereits
            hen, haben wir zusammengefasst. Am 28. Oktober 2016 forderte die   jetzt die Gefahr, dass die geplante Liquidität zum vorgesehenen Ter-
            Bundesnetzagentur im Auftrag  der deutschen Bundesregierung ein   minzeitpunkt nicht mehr verfügbar ist, zusätzlich eingepreist werden.
            Konzept zur dauerhaften Engpassbewirtschaftung, was de facto eine   Dadurch steigt der Aufwand zur Risikoabsicherung bei der Strombe-
            Aufhebung der langjährigen deutsch-österreichischen Strompreiszone   schaffung an der Strombörse EEX – und zwar für alle Marktteilnehmer
            bedeutete. Österreich protestierte heftig gegen diese Pläne, da Strom-  aus Österreich.
            preiserhöhungen von bis zu zehn Prozent im Jahresmittel befürchtet
            wurden. Trotz Nichtigkeitsklagen von Seiten Österreichs und laufender      Viel schwerer als die Einführung der neuen Börseprodukte am
            Vertragsverletzungsverfahren einigten sich die Regulatoren in Öster-  Terminmarkt wiegen der Zeitpunkt und vor allem die Tatsache, dass
            reich und Deutschland am 15. Mai 2017 überraschend auf einen Kom-  die Trennung der Terminmärkte durch die Börse augenscheinlich
            promiss zur Trennung der Strompreiszonen per 1. Oktober 2018. Wir   ohne Not und ohne Druck vorgenommen wurde. Da dieser gravie-
            haben darüber berichtet.                          rende Schritt für verantwortungsvoll agierende und vorausblickende
                                                              Unternehmen massive Auswirkungen hinsichtlich der Kundenbe-
            Überraschende Börseaktivitäten                    preisung und der Gestaltung von Verträgen hat, kommen Unterneh-
               Bereits drei Wochen bevor die Einigung der Regulatoren publik    men in Österreich unnötig unter Zugzwang. Auch wesentliche unter-
            gemacht wurde, setzte die Strombörse EEX in Leipzig überraschende   nehmensinterne Vorbereitungsarbeiten für  die  Aufteilung  auf zwei
            Aktivitäten. Am 25. April 2017, also rund eineinhalb Jahre vor der ge-  Preiszonen werden dadurch nachteilig beeinflusst. Ein Blick auf die
            planten Trennung der Strompreiszone, etablierte die EEX den „Phelix   zukünftige Entwicklung der Terminmärkte an der EEX zeichnet sich
            DE“, ein neues Produkt ausschließlich für den deutschen Markt. Der   schon nach wenigen Monaten ab: Die generelle Marktliquidität geht
            bis dahin gehandelte Stromkontrakt „Phelix“ wurde durch den „Phe-  kontinuierlich zurück. Sie hat sich vom „Phelix DE/AT“ auf den „Phelix
            lix DE/AT“ ersetzt. Und der Börsenhandel des „Phelix AT“, ein Produkt   DE“ verschoben – zum Nachteil österreichischer Anbieter. Marktbe-
            nur für den Markt in Österreich, startete schließlich am 26. Juni 2017.   obachtern ist diese Entwicklung nicht verborgen geblieben: Bei den
            De facto trennte die unabhängige Energiebörse EEX mit diesen vom   Großhandelspreisen an der EEX gab es bereits Anfang Oktober Preis-
            Zeitpunkt her überraschenden Produkteinführungen den Terminmarkt   unterschiede von mehr als 2,6 Euro je Megawattstunde zwischen
            auf, verringerte dadurch die Marktliquidität und stellte die Marktteil-  österreichischen und deutschen Terminkontrakten mit Fälligkeiten je-
            nehmer vor vollendete Tatsachen. Denn entsprechend den am Markt   weils für das Jahr 2018. Das entspricht einer Preisdifferenz von etwa   Foto: EAA/Ehm
            üblichen Entwicklungen sind Marktteilnehmer der Strombranche in   sieben Prozent und diese Preisschere könnte noch weiter aufgehen.


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