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Ursprungsquellen des Stroms. Das ist auch deshalb wichtig, weil gehandelt werden können. Bei Herkunftsnachweisen handelt es
Stromkunden bei Tarifen mittlerweile eine große Auswahl haben. sich nicht um die Energie, die gerade im Stromnetz ist. Dr. Harald
Gleichzeitig nimmt in Mitteleuropa, insbesondere in Deutschland Proidl von der E-Control kennt die Argumentation: „Prinzipiell ist die
und Österreich, die Nachfrage nach grünem Strom zu. In die- Stromkennzeichnung nicht mit dem gelieferten Strom an die End-
sen Märkten hat das Umweltbewusstsein einen besonders hohen kunden gleichzusetzen. Das liegt allerdings in der Natur der Sache,
da eine physikalische Differenzierung des Stroms in den Übertra-
Stellenwert, so ist Österreich etwa seit 2014 frei von Atomstrom.
Österreich ist Vorreiter bei der Christian Wojta, Geschäftsführer der EAA zeigt sich darüber gungs- und Verteilnetzen nicht möglich ist. Den Naturgesetzen fol-
gend, kann nicht festgestellt werden, ob im eigenen Haushalt gerade
Stromkennzeichnung erfreut: „Der Bedarf an erneuerbarer Energie kann mit der österrei- Elektrizität aus Wasser-, Windkraft oder Kohleenergie verbraucht
chischen Produktion derzeit nicht befriedigt werden. Daher ist der
wird. Die Herkunftsnachweise helfen aber deutlich, die Transparenz
europaweite Handel mit Herkunftsnachweisen eine wichtige Unter-
stützung, um der Nachfrage der Konsumenten nach erneuerbarer zu erhöhen. Denn sie geben sehr genau an, wo der Strom erzeugt
wurde. „Der Handel mit Herkunftsnachweisen für Strom aus erneu-
Energie in Österreich gerecht zu werden. Mit Herkunftsnachweisen erbaren Energiequellen bietet eine intelligente und sichere Lösung“,
beispielsweise aus Norwegen kann der Kunde sicher sein, dass die sagt Wojta, „er schafft Produktsicherheit beim Kunden und Anreize
gekaufte Strommenge aus regenerativer Energie hergestellt wurde.“ für Investitionen in die Erzeugung erneuerbarer Energien.“
Laut E-Control stammen rund 65 Prozent der Herkunftsnachweise
im Jahr 2016 aus Österreich, 35 Prozent aus dem Ausland, vor allem
aus Norwegen.
Regeln bei Herkunftsnachweisen
Für die Herkunftsnachweise gelten die strengen Regeln und
Kontrollen der EU. Um eindeutig den Ursprung und die Qualität des
Stroms nachzuweisen, muss ein Herkunftsnachweis folgendes bein-
halten:
› Die Menge der ins öffentliche Netz eingespeisten Energie
› Angaben zur Energiequelle, aus der die Energie erzeugt wurde
› Beginn und Ende der Erzeugung Was ist Ökostrom?
› Angaben, ob der Herkunftsnachweis Elektrizität oder
Wärme und/oder Kälte betrifft Ökostrom auf Basis des Ökostromgesetzes: Dieser Strom
› Bezeichnung, Standort, Typ und Kapazität der Anlage, wird aus Wasserkraft, Biomasse, Wind und Solarenergie
in der die Energie erzeugt wurde erzeugt. Ökostrom (weit gefasste Defi nition): Zusätzlich
› Inbetriebnahme-Datum der Anlage zum zuvor genannten Strom auf Basis des Ökostrom-
› Art und Umfang von Förderungen
Österreich hat eines der fortschrittlichsten Systeme zur Stromkennzeichnung in Europa. › Ausstellungsdatum, ausstellendes Land und eindeutige gesetzes wird Ökostrom auf Basis sonstiger Förderschienen
Seit dem 1. Jänner 2015 besteht hierzulande ein generelles Verbot von Strom unbekannter Herkunft. Identifi kationsnummer und aus nicht geförderten Anlagen als solcher bezeich-
net. Erneuerbare Energien: Sie umfassen den gesamten
Damit wird für jede Kilowattstunde, die in Österreich verkauft wird, die exakte Herkunft festgelegt. Ökostrom sowie Strom aus großen Wasserkraftanlagen.
In Österreich werden nur Herkunftsnachweise anerkannt, die
diesen Anforderungen genügen. Somit ist sichergestellt, dass jedes
Zertifi kat nur einmal für eine bestimmte Menge Strom verwendet
Bei der Stromkennzeichnung ist Österreich europäischer Vorreiter. wird und den Kunden jene Transparenz geboten wird, um selbst über
Bereits seit 2001 müssen österreichische Lieferanten die Strom- die Herkunft ihres Stroms entscheiden zu können. Der Vorteil des
quellen in ihrem Versorgermix mitteilen. In Anlehnung an eine „Österreich hat eines der fortschrittlichsten differenzierten Marktmodells: Die steigende Nachfrage von Konsu-
EU-Richtlinie von 2009 wurden die Vorgaben nochmal deutlich ver- und stringentesten Systeme zur Strom- menten nach „grünem Strom“ vor allem in Mitteleuropa führt indi-
schärft. Als eines der ersten Länder verpfl ichtete sich Österreich in kennzeichnung in Europa. Dazu zählt vor rekt über den verstärkten Kauf von Qualitäts- beziehungs-
der Stromkennzeichnungsverordnung 2012 freiwillig zur Nutzung allem die vollständige Kennzeichnung für weise Herkunftsnachweisen zu einem zusätzlichen Fluss an
der transparenten und missbrauchssicheren Herkunftsnachweise. alle Kundengruppen.“ Investitionsmitteln und ermöglicht einen forcierten Ausbau
Mit dem Übergang in dieses System wurde eine deutliche und ver- von Erzeugungskapazitäten für erneuerbare Energie.
ständliche Kennzeichnung der Energieanteile im Versorgermix auf
Rechnungen, Werbe- und Informationsmaterial der Versorger for- Dr. Harald Proidl, Leiter der Abteilung Ökoenergie Herkunftsnachweise schaffen Sicherheit
und Energieeffi zienz bei der E-Control
ciert. Seit 2015 muss der gesamte Strom, auch aus fossilen Energien, Laut Stromkennzeichnung stammen in Österreich rund
mit Herkunftsnachweisen gekennzeichnet werden. Dr. Harald Proidl, Die verpfl ichtende Kennzeichnung stellt für Verbraucher eine we- Fotos: istock, Rauchenberger 87 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Verbraucherschüt-
Leiter der Abteilung Ökoenergie und Energieeffi zienz bei der E-Control, sentliche Entscheidungshilfe im nunmehr vollständig liberalisierten zer kritisieren in diesem Zusammenhang, dass der tatsächliche
lobt diese Vorreiterrolle: Markt dar. Denn der Kunde erhält klare Informationen zu den Wert geringer sei, weil Strom und Herkunftsnachweise getrennt
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