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Nordwind macht Energieversorgern Leben schwer Windparks bringen Leitungen zum Glühen - Brüssel überlegt Preiszonen - Stromhändler schlagen Alarm

Der massive Ausbau der Windenergie im Norden Deutschlands könnte sich in Österreich in Form von bis zu zehn Prozent höheren Strompreisen niederschlagen. Darauf weisen Vertreter heimischer Energieversorger hin, die auch einen Rückschlag für den europaweiten Stromhandel befürchten, sollten die Pläne umgesetzt werden.

Die in Brüssel für Energie zuständige Generaldirektion unter Führung des Finnen Matti Supponen hat nämlich vor, Europa in eine Vielzahl von Preiszonen zu unterteilen. Die Grundidee ist simpel: Dort, wo es Leitungsengpässe gibt, sollen Preiszonen entstehen. Wer den Strom von einer Zone in die andere leiten möchte, müsste die entsprechende Kapazität ersteigern - zu einem niedrigen Preis, falls der Bedarf gering ist, zu einem höheren Preis bei starker Nachfrage. Damit soll verhindert werden, dass die Leitungen wegen Überlastung zu glühen beginnen.

"Preiszonen sind nicht die Lösung des Engpassproblems", sagte der Chef der Verbund-Handelstochter APT, Günther Rabensteiner, dem Standard. "Das ist weder eine Lösung im Sinne der Versorgungssicherheit noch eine wettbewerbsgetriebene Strategie für den Großhandel." Rabensteiner, der auch Vorsitzender des Börsenrats der Strombörse EEX in Leipzig ist, plädiert für einen raschen Ausbau des Leitungsnetzes quer durch Europa. Nur so sei das Problem in den Griff zu bekommen.

"Genau das ist ja nicht passiert. Die Stromübertragungsgesellschaften haben vor Jahren zugesichert, die grenzüberschreitenden Stromleitungen auszubauen. Bis auf einige wenige Starkstromleitungen ist aber so gut wie nichts geschehen", sagte Energieregulator Walter Boltz. Inzwischen habe sich die Stromlandschaft in Europa aber entscheidend verändert; immer mehr Strom dränge von den Offshore-Windparks im Norden Deutschlands in den europäischen Zentralraum. Boltz: "Entweder beschleunigen wir den Bau von Hochspannungsleitungen, um die Windkraft im Norden mit den Speichern im Süden zu verbinden. Oder wir beginnen, Netzengpässe künstlich zu bewirtschaften (market coupling; Anm.) .

Österreichische Energieversorger fürchten, mit zusätzlichen Preiszonen ihre Geschäftsbasis in Deutschland zu verlieren. Preise könnten nicht mehr abgesichert werden, weil sich eine Preiszone schon bei Ausfall nur eines Kraftwerks verändern könne.

"Der Stromhandel würde komplizierter", sagt auch Boltz. "Das Supponen-Papier ist hoffentlich dazu geeignet, den Druck in Richtung neue Leitungen zu verstärken."

Günther Strobl, Der Standard


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